Sprachentwicklung

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Wie hat man früher gesprochen?

Erst im 18. Jh. hat sich die Schriftsprache durchgesetzt. Das Hochdeutsche stand dem Dialekt gegenüber, der vor allem von der sozial niedrig gestellten Bevölkerung gesprochen wurde und in Städten als minderwertig angesehen wurde.  Jeder Gesellschaftskreis hatte seine eigene Sprechweise, vor allem in Deutschland galt die Sprechweise der höheren Schichten als schön und schriftnah.

Im 19. Jh. hat sich die Sprache stark verändert. Viele Wörter begann man anders zu schreiben, zu verändern. Bei Goethe findet man z.B. vom Verb "bellen" noch folgende drei Stammformen: bellen – bill – gebollen.

Typisch für jene Zeit ist auch die häufige Verwendung des Genitivs, der heute praktisch ausgestorben ist. Wendungen wie „Ich vergesse deiner nicht“ statt wie heute "Ich vergesse dich nicht" waren normal.

Fremdwörter waren in der deutsche Sprache  bis ins 19. Jh. aus dem Französischen entlehnt, weil bis ins 18. Jh. der höfische Einfluss prägend war. Im 19. Jh. gab es wegen der Entdeckungen, Technisierungen, dem Eisenbahnwesen, alles vor allem in  in England entwickelt, aber über Frankreich importiert, einen englischen Einfluss auf die Sprache.

 

Als Folge der Industrialisierung hat sich auch die Sprache nach dem 19. Jh. stark verändert.

 

Sie wurde mehr gebraucht als zuvor und es entstanden sprachlich viele technische, wissenschaftliche und kulturelle Neuerungen. Neue Wörter mussten gebildet werden; für schnelle Strassen kam der Begriff "Schnellstrasse", ein grosser Markt wurde zum "Grossmarkt", weitere Wortkreationen waren Frischobst, Frischgemüse, Grossverdiener.

Andere neue Wortbildungsbeispiele waren "Persil" aus Perborat Silicat, "Billa" aus Billiger Laden oder "Bipa" aus Billige Parfumerie. Auch die Begriffe"DIN" (Deutsche Industrienorm) ,  "AEG" (Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft) oder "CVJM" (Christlicher Verein Junger Männer/Menschen) sind heute noch aktuell.

Aus jener Zeit stammen auch Wortkürzungen wie Automobil -> Auto, Fotografie -> Foto,  Diapositiv -> Dia, Kilogramm -> Kilo, Lokomotive -> Lok,  Universität -> Uni,  Limonade -> Limo oder Film (aus Tonfilm), (Telefon)Hörer, (Ton)Band, (Schall)Platte, (Eisen)Bahn, (Regen)Schirm, (Fahr)Rad.

Als direkte Folge der Industrialisierug entstanden Redewendungen aufgrund von beeindruckenden Erfindungen.
Stevenson hat z.B. 1815 in England die Zugmaschine/Eisenbahn entwickelt. 1835 war die erste Bahnfahrt (12km). Die Eisenbahn hat sich rasch ausgebreitet von England nach Frankreich und über den Rest Europas und der Welt. Bereits in den 1840er Jahren existierten Redewenungen wie „Es ist höchste Eisenbahn“, „er ist abgedampft/abgefahren“, „den Anschluss suchen/verpassen“, „aus einer Sache aussteigen / in eine Sache einsteigen“, „jemand Feuer/Dampf machen“, „eine Fahne haben“, „Schmalspurakademiker“.

Als weitere Folge der Industrialisierung im 19. Jh. entstand im Konsumwesen eine "Werbesprache".  Erzeugnisse wurden mit dem Herstellernamen versehen. 1860 – Stollwerkschokolade. 1897 – Dieselmotor (Firma Diesel), Kruppstahl, Knorrsuppe. Weiter verwendete man Namen von berühmten Persönlichkeiten für Produkte: Bismarckheringe, Schillerlocken.

Auch der Sport lieferte neue Wörter oder Redewendungen im 19. Jh.
Um 1830 wurden Pferdesport / Pferderennen aus England übernommen. Der Fussball wurde auch aus England importiert. Ab 1874 war der Fussball zur körperlichen Bewegung auch in Deutschland bekannt, allerdings erst ab 1910 unter dem Begriff Fussball, als er populär wurde, vorher nannte man ihn Football.

 

Vor dem Fussball, bereits um 1900 war der Boxsport sehr populär. Aus dieser Zeit stammen Redewendungen wie sich durchboxen, den Gegner abtasten, Rückschläge hinnehmen, Schlag ins Volle/Leere/Gesicht, jemanden als Schläger bezeichnen, Angriffe unter der Gürtellinie, KO sein.


Quelle: www.univie.ac.at/iggerm/Sprachgeschichte.pdf

 

 

Doch nicht alle englisch angehauchten Wörter entstammen auch tatsächlich dem Englischen: ausgepowert, z.B.
Sein Ursprung liegt im Französischen, das im 18. und 19. Jahrhundert die Hauptquelle deutscher Lehnwörter war.
Ausgangspunkt ist das französische Wort pauvre, das der Arme und arm
bedeutet.
http://blog.ueber-setzen.com/?p=77

 

 

Ich denke, mich laust (kratzt) der Affe.

Ein Ausdruck hochgradiger unangenehmer Überraschung (Die Redewendung ging im 19. Jahrhundert von Berlin aus, wo die Wendungen "Ik denke, der Affe laust mir" gängig war.)

 

 

Weitere alte Wörter, die heute nicht mehr unbedingt verstanden werden, finden sich unter http://hls-dhs-dss.ch/textes/d/D16371.php