Die Schule im Wandel der Zeit

Interview mit Herrn Bruno Märki, pensionierter Reallehrer, Suhr

Wieviele Klassen gab es in Suhr zu Beginn Ihrer Unterrichtstätigkeit etwa?

Es gab 3 Sekklassen und 3 Realklassen.

 

Wieviele Schüler waren in einer Klasse?

Die Klassen waren um einiges grösser. Es war ganz normal, dass in einer Klasse 38 Schüler waren. Wenn es zu wenig Schüler gab, wurden die Klassen zusammen genommen.

 

Wie sehr achtete man damals auf die Körperpflege?

Im Zeugnis gab es eine Note für Ordnung und Reinlichkeit. Man achtete sehr darauf, weil es viele ansteckende Krankheiten gab. Mädchen, die mit Hosen in die Schule kamen, galten noch häufig als unanständig. Man wurde einmal in der Woche kontrolliert. Die Fingernägel wurden sehr genau kontrolliert und auch die Frisuren. Für Mädchen gehörte zur Ordnung eine ordentliche Frisur, z.B. ein Zopf. In den Sekten meistens einen Dutt. Sie mussten auch einen langen Rock tragen, der fast bis zum Boden kam, meistens war der grau. Dies gilt vor allem für die Zeit, als Herr Märki noch selbst zur Schule ging. Zu Beginn seiner Berufszeit wurden die Regeln etwas lockerer.
Die Standardfrisur eines Knaben waren noch lange Zeit kurze Haare, z.B. die Rüeblifrisur oder der Bürstenschnitt. Lange Haare galten als Symbol für Freiheit und aufrührerischen Unabhängigkeitsdrang und wurden nicht gerne gesehen.

 

Zur welcher Zeit nahmen diese Regelungen etwas ab?

Im Jahre 1968 lockerten sie sich etwas, dank den Beatles.

 

Was waren typische Schulregeln?

Pünktlichkeit war sehr wichtig. Die Schüler mussten regelmässig zur Schule, es gab immer eine Absenzenkontrolle. Die Schüler durften auch nicht rauchen oder Alkohol zu sich nehmen, nicht mal in der Freizeit. Man musste das Freizeitverhalten der Schüler kontrollieren.

 

Welche dieser Regeln gibt es immer noch in Suhr?

Es gibt sie noch alle, einfach lockerer und ohne Freizeitüberwachung.

 

Welche Fächer gab es?

In der Primar waren die Grundfächer "Rächne" und deutsche Sprache. In der Mittelstufe kam noch und Heimatkunde dazu. In der Real gab es Mathematik, Deutsch, WLK (Welt- und Lebenskunde) und noch Physik. Die Sek-Schüler erhielten zudem Unterricht in Französisch und die Bez-Schüler zusätzlich Englisch, Lateinisch, Italienisch und ev. Altgriechisch.

 

Wie lange ging die Ausbildung zum Lehrer?

Die Ausbildung dauerte 4 Jahre (Lehrerseminar Wettingen/Lehrerinnenseminar Aarau). Für die Primar-, Mittel- und Oberstufe war die Ausbildung gleich, für die Sek brauchte man noch ein Studium mehr, das in französischer Sprache.

 

Wie war der Lohn für die Lehrer?

Die Bezahlung war sehr schlecht. Primar -  und Mittelstufenlehrer hatten den gleichen Lohn, ebenso die Lehrer der Realschule. Den Sekundarlehrern ging es etwas besser mit dem Lohn, doch am meisten bekamen die Bezirklehrer. 1968 kam es fast zu einem Streik der Lehrer. Sie wollten eine Lehrerbörse machen, wenn der Kanton nicht mehr zahlen wollte. Damals betrug der Lohn nicht einmal 2000.- Fr.

 

Wie wurde der Klassenunterricht gestaltet?

Es gab nur Frontalunterricht. Wenn man zwei verschiedene Klassen gleichzeitig hatte, wurde das etwas schwieriger. Die einen mussten schriftlich arbeiten, während die andern mündlich weiter machten. 1969 wurde die Schulordnung geändert. So gab es auch mehr Gruppenarbeiten und der Lehrer diente dort zur Unterstützung.

 

Herr Märki, vielen Dank für das informative Gespräch.

 

 

Mein Interviewpartner, der kürzlich pensionierte Reallehrer Herr Märki
Schulhausneubauten, Ende März 1968
Fast gleiche Stelle im November 2007
Schulhaus Feld
Schulhaus Dorf